Herr Schulze und Herr Maier-Krause, |
sie sitzen in der Mittagspause |
in der Kantine ihrer Firma. |
Sie grüßen freundlich Fräulein Irma, |
die weiblich stöckelnd, sehr kokett, |
bewaffnet mit dem Esstablett, |
an ihrem Tisch vorübergeht, |
und sich dann setzt zu Fräulein Späth. |
Da Freitag ist, gibt's heute Fisch. |
Herr Maier-Krause sitzt am Tisch |
fischt Gräten aus dem Kabeljau |
und sagt: „Die Irma, tolle Frau!“ |
Herr Schulzes Gabel voller Reis |
zieht einen wirkungsvollen Kreis |
verharrt in Schulzes rechter Hand |
und landet auf dem Tellerrand. |
„Ach ja? Mein lieber Maier-Krause, |
wie geht's denn deiner Frau zu Hause? |
Was macht sie so? Ist sie wohlauf?“ |
Und Maier-Krause schaut jetzt auf, |
erzählt von seiner langen Ehe, |
und dass er Ruth ja täglich sähe. |
Er neigt sein grau-meliertes Haupt, |
und meint, bloß Gucken sei erlaubt. |
Herr Schulze schaut jetzt leicht verträumt. |
„Ich glaub, ich habe es nie versäumt, |
mein Lieselottchen zu umschwärmen, |
sich wohlig an ihr aufzuwärmen, |
zwanzig Jahre liegt's zurück, |
s'war Liebe auf den ersten Blick. |
Es war im Zug nach Amsterdam, |
als dieser Zugbegleiter kam. |
So dürfen die sich ja jetzt nennen, |
Du wirst das ganz bestimmt schon kennen. |
Doch sie vermisste ihr Billet, |
der Zugbegleiter war sehr nett |
und sprach, er komme später wieder. |
Beschämt schlug sie die Augen nieder |
und ich saß da, und konnt's nicht fassen, |
konnt' meinen Blick nicht von ihr lassen. |
Ich half ihr suchen und zuletzt, |
sah sie, dass sie sich draufgesetzt! |
Wir fingen beide an zu lachen, |
so kann das Leben Sprünge machen!“ |
Herr Schulzes Kabeljau ist kalt |
auch der Salat ist welk und alt, |
Und Maier-Krauses Glas ist leer. |
„Bei mir war's viel dramatischer. |
Ich steh so rum, will mir anzünden |
die Pfeife, da kam sie von hinten |
und schlug mit einem langen Stock, |
- das war der allererste Schock - |
mit voller Wucht auf meinen Kopf |
da war mein heute karger Schopf |
zwar damals noch ein bisschen voller, |
doch kam es leider noch viel doller. |
Blitzschnell warf dieses Frauenzimmer |
mich auch noch um und dann, noch schlimmer, |
stieß sie die Knie, und wirklich beide |
mit Wucht in meine Eingeweide.“ |
Herr Schulzes Augen werden groß. |
„Du lieber Gott! Warum denn bloß?“ |
„Das, lieber Freund, errätst du nie: |
Ruth fuhr zum ersten Male Ski!“ |